Astronomie am Tag: Von der Sonne zur Sichel der Venus
- Am Oktober 27, 2018
- Von Admin
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Die Venus hat sich schon länger vom Abendhimmel verabschiedet und steht nun am Taghimmel. Am 26. Oktober 2018 wird die Venus unsere Erde auf ihrer Innenbahn um die Sonne überholen. Am Himmel wird sie dann 8° südlich an der Sonne vorbeiziehen. Die spät-sommerliche Schönwetterperiode der vergangenen Tage habe ich für eigene Beobachtungen der Venus genutzt. Am 14. und 17. Oktober hatte ich damit Erfolg und es gelangen mir dabei auch Aufnahmen der abnehmenden Venussichel durchs Teleskop.
Abb. oben: Die Sichel der Venus am 17. Oktober 2018. Aufnahmeinstrument war ein 150mm Newton-Teleskop bei einer Äquivalentbrenntweite von 3750mm (f/25) mit angeschlossener i-Nova Nebula Kamera. Die Einzelbelichtungszeit betrug 2ms, gestacktes Summenbild aus 200 Einzelbildern/3000, Drizzle 1.5. Die Nachbearbeitung erfolgte mit den Programmen Autostakkert!, Registax und Photoshop. C. Preuß
Astronomische Beobachtungen am Taghimmel
Es ist immer noch ein häufig anzutreffender Irrglaube, dass sich astronomische Beobachtungen nur nachts anbieten, wenn es dunkel genug ist und die Sterne leuchten. Verfügt man über spezielle optische und sichere(!) Filter und Sonnenteleskope aus dem einschlägigen Fachhandel, so kann man tagsüber die Sonne, unseren Heimatstern, im Weißlicht oder auch im H-alpha Licht beobachten. Diese Möglichkeit der Sonnenbeobachtung ist in der hobbyastronomischen Szene gut bekannt. Am 17. Oktober 2018 beobachtete und filmte ich auf diese Weise selbst zwei schöne Protuberanzen auf der Sonne.
Abb. oben: Bogen-Protuberanz am 17. Oktober 2018. Zum Einsatz kam ein h-alpha Sonnenteleskop mit einer Öffnung von 100mm und einem B1800 Blockfilter. Kamera war eine monochrome i-Nova mit angeschlossener 2,5x Barlow. Nachbearbeitung eines Summenbildes von 200/300 Einzelbildern mittels Registax (Drizzle 0.6) und Photoshop. Die helle Sonnenscheibe wurde nachträglich dunkel maskiert. Die Einfärbung wurde künstlich ergänzt. C. Preuß
Abb. oben: Protuberanz am 17. Oktober 2018. Zum Einsatz kam ein h-alpha Sonnenteleskop mit einer Öffnung von 100mm und einem B1800 Blockfilter. Kamera war eine monochrome i-Nova mit angeschlossener 2,5x Powermate-Barlow. Nachbearbeitung eines Summenbildes von 200/300 Einzelbildern mittels Registax (Drizzle 0.6) und Photoshop. Die helle Sonnenscheibe wurde nachträglich dunkel maskiert. Die Einfärbung wurde künstlich ergänzt. C. Preuß
Neben der Sonne kann man zeitweise natürlich auch den Mond am Taghimmel beobachten, auch wenn mein früherer Physiklehrer dies zunächst ausschloss, sich dann aber von seiner meuternden Klasse vom Gegenteil überzeugen ließ. Und tatsächlich: Der Mond ist tagsüber aus dem gleichen Grund sichtbar, weshalb wir ihn auch in der dunklen Nacht sehen: nämlich weil er im All vom Licht unserer Sonne angeleuchtet wird. Von der Position des Mondes zur Erde und zur Sonne hängt es ab, wann wir ihn sehen können und welchen Grad der Beleuchtung (Mondphase) er jeweils zeigt.
Genau wie der Mond zeigt auch die Venus eigene Beleuchtungsphasen, jeweils abhängig von ihrer Position zur Erde und zur Sonne. Im Volksmund ist der Planet auch als „Morgen-“ oder „Abendstern“ bekannt. Weniger bekannt ist, dass man die Venus zeitweise sehr wohl auch am hellen Taghimmel beobachten kann, weil sie so hell ist.
Wenn die Venus unsere Erde auf ihrer Innenbahn überholt, sich uns also immer mehr nähert und sich anschließend wieder entfernt, dann erscheint das Venusscheibchen beim Blick durchs Fernglas oder Teleskop besonders groß. Zu sehen ist dann auch eine immer schmaler werdende Venussichel, jener von der Sonne beleuchtete Teil der Venussphäre, den wir von der Erde aus noch erkennen können; Und danach wieder eine schmale zunehmende Sichel, wenn uns die Venus auf ihrer Innenbahn überholt hat und sich wieder entfernt.
Die Venussichel „im Kasten“
Für das Auffinden und die Beobachtung der Venus am Taghimmel – mithilfe eines Fernglases oder Teleskops – muss man unbedingt größte Vorsicht walten lassen: Durch die Nähe der Venus zur Sonne besteht nämlich die Gefahr, dass man bei der Suche versehentlch direkt in die Sonne blickt. Schwere Augenschäden können dann die Folge sein! Aus diesem Grund sollte man von einem Standort aus beobachten, aus dessen Perspektive sich die Sonne ganz hinter einem Hindernis (Wand, Haus o.ä.) befindet. Auf diese Weise kann man gar nicht erst geblendet werden!
Abb. oben: Die Venus am 14. Oktober 2018. Aufnahmeinstrument war ein 150mm Newton-Telekop bei einer Äquivalentbrenntweite von 3750mm (f/25) mit angeschlossener i-Nova Nebula Kamera. Die Einzelbelichtungszeit betrug 2ms, gestacktes Summenbild aus 200 Einzelbildern/3000, Drizzle 1.5. Die Nachbearbeitung erfolgte mit den Programmen Autostakkert!, Registax und Photoshop. C. Preuß
Abb. rechts: Der Aufbau zur Fotografie der Venus, diesmal durch das geöffnete Bürofenster. Die Sonne wird durch die Hauswand einfach „ausgeblendet“. C. Preuß
Für meine Suche und Beobachtung am 14. Oktober 2018 baute ich ein 150mm Newton-Teleskop des Sternwarte Siebengebirge e.V. direkt vor dem geöffneten Fenster meines Büros auf. Die Sonne wurde dabei ganz durch die rechte Wand des Zimmers verdeckt. Die equatoriale Montierung richtete ich mittels Kompass ungefähr nach Norden aus, ohne die Polhöhe zu verändern, die ich schon im Freien voreingestellt hatte. Im Anschluss steuerte ich die Montierung mittels GoTo in Richtung Venus. Gute Dienste leistet dabei die Einstellung „Solar System Alignment“ der Hand-Steuerbox , die ein Alignment der Montierung direkt auf die Venus erlaubt. Und ich hatte Glück: Schon beim ersten Blick durch den 8×50 Sucher erblickte ich gegen 14:15 MEZ die rund -4.5 Magnituden helle Sichel der Venus am blauen Taghimmel. Bei mittlerer und hoher Vergrößerung beobachtete ich die hübsche und mit 56,36″ fast schon riesengroße Venussichel durchs Teleskop. Der für uns von der Erde aus sichtbare Anteil der von der Sonne beschienenen Venussphäre (Phase) betrug am 14. Oktober 2018 rund 5,7%. Die Elongation von der Sonne belief sich auf 19.65°. Die Venus war 44,27 Mio. km von der Erde entfernt.
Für die Fotografie steigerte ich die Brennweite des Teleskops mittels einer 5-fach Barlowlinse auf 3750mm (f/25) und positionierte die Venussichel anschließend genau ins Zentrum des Okulargesichtsfeldes. Im Anschluss wechselte ich das Okular gegen eine Farbkamera der i-Nova Nebula-Serie aus, die via USB mit einem Laptop verbunden wird. Mittels der zugehörigen Aufnahmesoftware gelangen mir dann einige Videos mit jeweils 3000 Einzelbildern.
Abb. oben: Der direkte Vergleich der beiden Venus-Aufnahmen vom 14. und 17.10. 2018 zeigt bereits die Zunahme der Venusscheibe um 1,87″ und die Abnahme der Phase von 5,7% auf 3,6%. In dem betreffenden Zeitraum kam uns die Venus rund 1,43 Mio. km näher. C. Preuß
Einen weiteren Versuch unternahm ich am 17. Oktober 2018 (siehe Abb. 1). An diesem Tag war die Venus schwerer zu finden. Dichtere Cirrusbewölkung verhinderte zunächst die Sichtung der Venus durch den Sucher und ich wollte schon aufgeben. Zum Glück war sie dann aber bereits unmittelbar durchs Teleskop und am Rand des Gesichtsfelds eines eingesetzten Weitwinkelokulars zu erkennen. Die astrofotografische Prozedur verlief im Anschluss analog zum 14. Oktober.
Fazit: Glücklich und zufrieden habe ich schließlich „meine“ Venussicheln „im Kasten“. Die hobbyastronomische Jagd war erfolgreich! Christian Preuß
Die Venus am 17. Oktober 2018:
Entfernung: 42,84 Mio. km
Elongation von der Sonne 15.83°
Visuelle Helligkeit: -4.3 mag
Phase: 3.6%
Durchmesser: 58.23″
(Quelle: CalSky.com)