Trotz Coronakrise: Alleine unter Sternen, Komet Atlas, Iss und Venus
- Am März 29, 2020
- Von Admin
- In Aktuelles, Beobachtungen
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Durch das Versammlungsverbot im Zuge der Coronakrise ruhen derzeit alle Planungen für Treffen und öffentliche Beobachtungen der Sternwarte Siebengebirge e.V.. Das bedeutet aber nicht, dass wir aktuell nicht auch ALLEINE unter die Sterne gehen können, ob mit Teleskop oder ohne. Die helle Venus ist derzeit auch für Laien nicht zu übersehen. Nach Sonnenuntergang kann man sie hoch im Südwest-Westen erkennen. Sie ist derzeit das hellste Objekt am Himmel. Die Internationale Raumstation ISS zieht derzeit ihre Bahn über Deutschland und hoch im Zenit wird der Komet C/2019 Y4 (ATLAS) immer heller. Noch ist er nur ein Objekt für das Teleskop…
Foto oben: Komet C/2019 Y4 (ATLAS), 27.03.2020, C. Preuß
Komet ATLAS am 27. März
Der Komet C/2019 Y4 (ATLAS) hat derzeit eine Helligkeit von rund +7.5 mag., wird weiter heller und könnte in den nächsten Wochen sogar für das bloße Auge sichtbar werden. Entdeckt wurde er am 28. Dezember 2019 vom Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS) auf Hawaii. Von Bad Honnef/Siebengebirge aus habe ich ihn am 27. März 2020 nun das erste Mal auch selbst gesichtet und aufgenommen. Er steht im Sternbild Großer Bär. Bis zum 29. März bewegt er sich weiter in das Sternbild Giraffe. Am 23. Mai kommt C/2019 Y4 (ATLAS) mit einer Entfernung von rund 117 Millionen km in Erdnähe.
Foto oben: Mein 12″ Dobson-Teleskop mit D=300mm und f=1500mm, C. Preuß
Beim Blick durchs Okular erkannte ich am 27. März ein diffuses Wölkchen, die so genannte Kometenkoma, die jetzt schon einen Durchmesser von rund 800.000 km oder mehr haben dürfte. Das grüne Leuchten des Kometen wird durch zweiatomigen Kohlenstoff und Zyan hervorgerufen. Mit Hilfe der Kamera erkennt man auch einen ersten Schweifansatz. Der Komet nähert sich auf seiner Bahn der Sonne immer mehr an, gast dabei immer mehr aus und wird immer heller.
Die ISS ganz nah am 25. März
Am 25. März war ich mit meinem großen Spiegelteleskop (D=300mm / f=1500mm) im Garten und habe die Venus beobachtet,- danach noch die Plejaden im Weitwinkel-Okular und wieder zurück auf die Venus als pünktlich auch die Internationale Raumstation ISS von Westen her geflogen kam. Ich sah sofort, dass sie unweit der Venus am Himmel vorbeiziehen würde, richtete schnell per Sucher das Teleskop in ihre Flugbahn, blickte durch das Okular und sah die ISS hell funkelnd wie ein Diamant mit ihren großen Sonnensegeln(!), die orange leuchteten, durch das Gesichtsfeld ziehen! Das war einfach ein großartiger Anblick, wenn auch nur eine knappe Sekunde lang und schnell bewegte ich das Teleskop (Typ Dobson) noch zweimal in ihre Flugbahn, so dass ich sie wiederholt beobachten konnte. Einfach ein toller Anblick!
Die Venus am 23. März
Am 23. März habe ich die Venus beobachtet und auch gefilmt. Zum Einsatz kam ein 6″ SkyWachter PDS Newton bei f/25 (mittels einer 5-fach Powermate von TeleVue), auf einer AVX-Montierung von Celestron.
Fotos oben: Der 6″ Newton unseres Vereins im Einsatz, C. Preuß
Die Venus ist der innere Nachbarplanet der Erde. Sie erstrahlt derzeit als heller „Abendstern“ im West-Südwesten und ist mit -4.48 mag. nicht zu übersehen. In den nächsten Wochen kann man durch ein Teleskop die Veränderung ihrer Phasengestalt beobachten. Der beleuchtete Anteil ihres Planetenscheibchens nimmt kontinuierlich ab, während sich ihr Durchmesser vergrößert. Die Venus kommt unserer Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne nämlich näher. Derzeit ist sie 106 Millionen Kilometer von unserer Erde entfernt.
Foto oben: Die Venus zeigt im sichtbaren Licht eine dichte Wolkenhülle, C. Preuß
Foto oben: Die Kombination aus einer UV-und visuellen Aufname zeigt erste Albedostrukturen in der Venusatmopshäre, C. Preuß
Lohnenswert ist auch die Fotografie im nahen UV-Licht. Albedostrukturen treten dabei, wegen der stärkeren Unterschiede im Absorptionsverhalten der einhüllenden Wolkenschicht, noch besser hervor. Auf meiner Aufnahme vom 23. März lassen sich solche Details auch bereits erkennen. Binnen Stunden sind so tatsächlich auch Veränderungen in den oberen Wolkenschichten der Venus wahrnehmbar. Die hohen Windgeschwindigkeiten von rund 400 km/h treiben Venuswolken nämlich bereits binnen vier Tagen einmal um den ganzen Planeten. – Christian Preuß, Vorstand Sternwarte Siebengebirge e.V.