SUPERNOVA im Siamesischen Zwilling – Teil 2
- Am April 30, 2020
- Von Admin
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Frühlingszeit ist Galaxienzeit. Die Sternbilder Löwe und Jungfrau stehen optimal am Nachthimmel und laden zum Spazierensehen durchs eigene Teleskop geradezu ein. Unzählige Galaxien lohnen eine Suche und genauere Beobachtung. Galaxien sind Sternsysteme aus Milliarden von Sternen, ähnlich unserer eigenen Milchsraße, deren Teil wir mit unserer Sonne sind. Sie sind nur viel weiter weg. Eine Supernova in der Galaxie NGC 4568 zieht derzeit unsere Blicke auf sich.
Foto oben: Das Galaxienpaar NGC 4568 mit der Supernova und NGC 4567, die Siamesischen Zwillinge, umgeben von weiteren Galaxien und anderen Objekten im Sternbild Jungfrau (hier eine größere Bildversion). Aufnahmedaten: 8″ f/5 Newton, Atik Horizon Color bei Kühlung auf -21°C, LiveStack 303 x 10 sek., Nachbearbeitung in Photoshop, C. Preuß
Die Spiralgalaxien NGC 4568 und NGC 4567, im Sternbild Jungfrau, bilden ein Paar, auch Siamesische Zwillinge genannt. Ihre Entfernung wird mit rund 60-105 Mio. Lichtjahren angegeben, je nach Quelle. Ihre visuelle Helligkeit liegt zwar nur bei +11,2 mag. aber unter dunklem Himmel lohnt dennoch die Beobachtung durch mittelgroße bis große Teleskope, – besonders in diesen Tagen, auch aus Bad Honnef im Siebengebirge: Aktuell kann man in NGC 4568 nämlich die Supernova SN2020fqv beobachten (vgl. den vergrößerten Bildausschnitt oben).
Eine Supernova ist das kurzzeitige, helle Aufleuchten eines massereichen Sterns, am Ende seiner Lebenszeit durch eine Explosion, bei der der ursprüngliche Stern selbst vernichtet wird. Die Leuchtkraft des Sterns nimmt dabei millionen- bis milliardenfach zu, er wird für kurze Zeit so hell wie eine ganze Galaxie.
Am 26. April 2020 habe ich den klaren Himmel genutzt und habe die Supernova aufgenommen. Zuerst suchte ich die etwas hellere Galaxie M 58 auf, die in der Nähe des Galaxienpaars NGC 4567/8 zu finden ist. M 58 ist rund 62 Mio. Lichtjahre von uns entfernt. Danach suchte ich die Umgebung ab bis ich auf das lichtschwache Galaxienpaar stieß, stellte für die Kamera mein gewünschtes Gesichtsfeld ein und startete die Aufnahme.
Anbei nun das fertige Bildergebnis. Mittels Astrometry habe ich alle erfassten Objekte in der Aufnahme kenntlich machen können: Neben der 49 Mio. Lichtjahre entfernten elliptischen Galaxie NGC 4564 sind auch mehrere IC-Objekte wie Doppelsterne und schwache Hintergrundgalaxien zu erkennnen. Die Spiralgalaxie IC 3604 ist dabei mit rund 589 Mio. Lichtjahren das entfernteste Objekt im Bildfeld, oben rechts.
Neben der rein visuellen Beobachtung sind es für mich auch besondere Momente, wenn man vor dem Bildschirm sitzt und dabei zuschauen kann wie die Deep Sky Objekte im sog. Live-Stack der eingesetzten Kamera immer besser zu erkennen sind. Christian Preuß