Komet C/2020 F3 (NEOWISE) – für Frühaufsteher
- Am Juli 08, 2020
- Von Admin
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In der letzten Nacht (7.7.2020) ging mein Wecker ausnahmsweise mal um 2:00 Uhr an. Vor Sonnenaufgang wollte ich den Komet C/2020 F3 (NEOWISE) über dem Siebengebirge fotografieren! Der Komet NEOWISE ist das hellste Objekt seiner Art seit Jahren und taucht nach seiner sonnennächsten Position gerade auch bei uns am Morgenhimmel über Deutschland auf.
Beim Blick aus dem Fenster sehe ich zuerst einen recht bewölkten Himmel über Bad Honnef. Ich bin enttäuscht. Würde sich der Aufwand wirklich lohnen oder sollte ich mich einfach wieder ins Bett legen? Laut Wetterprognose sollte es aber zwischen 3:00 und 4:00 Uhr doch noch eine Chance auf größere Wolkenlücken geben und so entscheide ich mich – zum GLÜCK – für die geplante Fahrt zum Rodderberg, einem Vulkan auf der gegenüberliegenden Rheinseite, der zuletzt vor 250.000 Jahren ausgebrochen ist. Von dort aus würde ich einen phänomenalen Ausblick auf das ganz Siebengebirge und hoffentlich auch den Kometen haben.
Auf dem Rodderberg angekommen bin ich plötzlich völlig alleine inmitten der stillen Natur. Meine Stirnlampe beleuchtet den Weg vor mir bis zu einer Anhöhe, von wo aus ich den Kometen beobachten möchte. Ich stelle das Fotostativ auf und befestige meine Spiegelreflexkamera. Meine Augen passen sich immer besser an die Dunkelheit an und ich erkenne mene Umgebung auf dem Vulkan besser. Über mir ziehen Wolkenfelder vorüber. Durch Wolkenlücken sehe ich den Mond und die beiden Planeten Jupiter und Saturn im Süden. Weiter südöstlich steht der rote Mars und tief im Osten über dem Siebengebirge erstrahlt die helle Venus. Was für eine fantastische Szenerie…
Im Nordosten muss der Komet unterhalb des Sternbilds Fuhrmann am Himmel stehen. Noch ist es dort recht bewölkt und ich sehe nicht viel. Die ersten Aufnahmen schieße ich daher vom Drachenfels und dem Petersberg. Die Drachenfelsruine erstrahlt in der künstlichen Beleuchtung auf dem Berg. Später am Morgen wird die Beleuchtung plötzlich ausgestellt und die Ruine tritt geheimnisvoll und pechschwarz vor dem aufgehellten Nachthimmel hervor. Erst zu Hause werde ich später entdecken, dass ich den Kometen NEOWISE bereits auf der ersten Aufnahme vom Drachenfels erwischt habe.
Meine Laune steigt deutlich. Die Wolkenfelder werden tatsächlich weniger und besonders im Nordosten wird der Himmel immer freier. Schon auf den ersten Testaufnahmen erkenne ich den Kometen samt Schweif auf dem Display der Kamera! Ich setze Objektive mit Brennweiten von 70-135-300mm ein. Der Komet tritt schon nach Belichtungszeiten von 1-4 Sekunden deutlich hervor und ich erkenne ihn schließlich auch freisichtig am Himmel. Ich greife nach meinem 20×80 Großfeldfernglas und finde den Kometen auf Anhieb. Wow!!! Der Anblick des hellen Kometen mit seinem mehrere Grad langen Schweif ist einfach atemberaubend. Kein Foto kann das wiedergeben…
Da stehe ich nun in der Stille der Nacht, auf dem Planeten Erde, und beobachte glücklich den Kometen, der gerade 154 Millionen Kilometer von uns entfernt seine Bahn zieht. Schließlich zieht auch noch die Internationale Raumstation (ISS) über mir hinweg. Ich schaue mich noch einmal um, freue mich über die erfolgreiche Beobachtungsnacht und verlasse den Rodderberg wieder gen Heimat. – Christian Preuß