Grußwort von Dr. Martin Haas: "Jeder Mensch ist überwältigt von einem klaren Sternenhimmel"

Sehr geehrte Damen und Herren, seit nunmehr zwei Jahren engagiert sich der Verein Sternwarte Siebengebirge e.V. erfolgreich, um insbesondere jungen Menschen die Astronomie näher zu bringen. Bemerkenswert ist dabei, daß der Verein die Astronomie nicht nur als faszinierendes Hobby betreibt – jeder Mensch ist überwältigt von einem klaren Sternenhimmel. Auch geht der Verein weit darüber hinaus die Astronomie einfach als Naturwissenschaft mit praktischem Nutzen zu betreiben.
So war die Rolle der Sternkunde für die Navigation auf See unverzichtbar, und Amerika wäre uns Europäern ohne die Astronomiekenntnisse vor 500 Jahren vermutlich immer noch unbekannt. Auch heute profitieren GPS Satelliten von der Positionsbestimmung der Satelliten mithilfe der Astrometrie, die für Millionen von Sternen die Positionen und ihre kleinen Bewegungen genau katalogisiert – man denke an die aktuelle GAIA Mission der europäischen Weltraumbehörde ESA.

Die Sternwarte Siebengebirge bezieht bemerkenswerterweise mit ein, daß Astronomie als eine der ältesten Wissenschaften der Menschheit ganz wesentlich die Stellung des Menschen im Universum zu verstehen sucht. Sie hat – auch frei von religiösen Prämissen – Einfluss auf die kulturelle Entwicklung genommen und ich spekuliere, daß sie dies auch weiterhin tun wird. Ohne die Aufklärungsarbeiten von Kopernikus, Kepler, Galileo und unzähligen Forschern sähen unsere heutigen abendländischen gesellschaftlichen Wertvorstellungen sicherlich ganz anders aus.
Eine weit verbreitete Ansicht ist, daß teure große Teleskope erforderlich seien, um neue Forschungsergebnisse im schier unendlich weiten Kosmos zu erzielen. Dem ist aber nicht so, wie das Beispiel der 2009 gegründeten Bochumer Universitätssternwarte in der Atacama-Wüste in Chile zeigt, bei der ausschließlich preiswerte kleine Teleskope zum Einsatz kommen. Denn die Interpretation viele offener Beobachtungsbefunde im fernen lichtschwachen Kosmos hängt an der Klärung offener Fragen für das nahe relativ helle Universum, man denke nur an die immer noch ungenauen Entfernungsbestimmungen von Galaxien.
Als Forscher an der Ruhr-Universität Bochum (und Cousin von Thomas Haas) begrüße ich ganz besonders, daß die Sternwarte Siebengebirge alle Interessierten – ob jung oder alt – in umfassender Weise an die Astronomie heranführt, und dies mit mobilen Teleskopen, die den Vergleich mit professionellen Instrumenten nicht zu scheuen brauchen.
Ich wünsche der Sternwarte Siebengebirge e.V., dass sie als wertvolles Projekt in der Region eine Förderung durch öffentliche Stellen erlangen kann, um die Arbeit dauerhaft und mit Kontinuität durchführen zu können!
Weiterhin viel Freude und Erfolg beim Beobachten des Sternhimmels und der Sonne – unseres nächsten Sterns vor der Haustür.
19.12.2016, Dr. habil. Martin Haas
Astronomisches Institut
Ruhr-Universität Bochum
Dr. Martin Haas hat einen mehrfachen Bezug zu Bad Honnef und der Sternwarte Siebengebirge e.V.. Er ist nicht nur ein Verwandter von unserem Vorstand Thomas Haas, der in seiner Familie neben Dr. Martin Haas noch zwei weitere promovierte Physiker hat, was wieder einmal zeigt: Interesse und Leidenschaft sind auch vererbbar. Bad Honnef ist für Dr. Haas auch ein Stück Heimat: seine Mutter hat viele Jahrzehnte in der Stadt zum Fuße des Drachenfels gelebt. Als er von den Projekten der Sternwarte Siebengebirge e.V. erfuhr, war er sofort Feuer und Flamme.

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