Komet C/2022 E3 (ZTF) in später, frostiger Nacht
- Am Januar 21, 2023
- Von Admin
- In Aktuelles, Beobachtungen, Presse
- 0
In der Nacht vom 20. auf den 21. Januar 2023 ging mein Wecker um 3:00 Uhr. Das ist mir eigentlich viel zu früh. Diesmal wollte ich aber den Komet C/2022 E3 (ZTF), oder den „Grünen Komet“ wie ihn nicht nur die ARD-Tagesschau vollmundig angekündigt hat, aus dem Garten, in Bad Honnef (Siebengebirge) beobachten und aufnehmen.
Nach einem Blick aus dem Fenster und Sichtung verschiedener Wetterportale zögerte ich zuerst noch; würden sich die Wolken zwischen 4:00 Uhr und 6:00 Uhr tatsächlich auflösen und einen klaren Blick auf den Nachthimmel gestatten? Könnten mein ganzer Aufwand und die schlaflosen Stunden etwa umsonst sein? – Die Wetteraussichten für die kommende Woche sieht leider nicht gut aus und es könnte sein, dass die Wolkendecke für weitere Versuche in der Nacht einfach zu dicht sein wird. Ich entschied mich also es zu wagen und zog mich warm an, damit ich die eisigen Minusgrade im Freien lang genug aushalten konnte. – Das benötigte Instrumentarium meiner „mobilen Sternwarte“ stand bereits im Keller, bereit in den dunklen und vereisten Garten hinausgetragen zu werden. Nach rund 40 Minuten hatte ich schließlich das 6″ Newton-Teleskop mit einer Brennweite von 750mm (f/5) aufgebaut und auf den Himmelspol ausgerichtet. Die Motoren für die automatische Nachführung, zum Ausgleich der Erddrehung unter dem Sternenhimmel, liefen. Meine Finger fühlten sich da bereits leicht frostig an.
Den Kometen fand ich recht schnell mit meinem Fernglas. Er erschein mir als kleiner, rundlicher, farbloser Lichtfleck der 5-6. Größenklasse, zwischen den Umgebungssternen. Freisichtig war er nicht zu sehen. Mit dem 9×50 Sucher des Teleskops stellte ich den Kometen schnell ein. Beim Blick durchs Okular des Teleskops war die Kometenkoma sehr deutlich zu erkennen, einen Schweifansatz des Staubschweifs konnte man erahnen. Ich wechselte das Okular gegen eine Atik Horizon Color Kamera des Vereins Sternwarte Siebengebirge e.V. aus, die ich auf -20°C thermoelektrisch herunterkühlte, um das Elektronenrauschen zu minimieren. Das Bild der Kamera wurde mir auf dem Laptop-Screen und in der Software Atik Infinity angezeigt. Nach dem Vorschau-Modus zur möglichst exakten Fokussierung auf die Sterne war ich so weit. Ich schaltete die Software auf den Video-Modus um und nahm den Kometen im Anschluss sowohl in Farbe als auch Monochrom auf. Die Einzelbelichtungen schwankten zischen 10-20 Sek. pro Bild und einer Gesamtbelichtungszeit von rund 3-10 Minuten. Die Software übernahm dabei das Stacking (auf die Sterne) aller Einzelbilder live, so dass man dabei zuschauen kann, wie sich das Aufnahmeergebnis entwickelt. Längere Belichtungszeiten zeigten bereits die Eigenbewegung des Kometen unter den Sternen.
Anbei das Ergebnis. Der Staubschweif des Kometen tritt deutlich hervor, während der Plasmaschweif nur im Ansatz sichtbar wurde. Besser wurde das Ergebnis mit zunehmender Höhe des Kometen über dem Horizont bei rund 65°.
Völlig durchgefroren, aber doch glücklich, fiel ich gegen 7:30 Uhr wieder ins Bett. Ich bin froh, dass ich die nächtliche Aktion unternommen habe und hoffe nun noch auf weitere Möglichkeiten bis in den Februar hinein, wenn der Komet schon in der ersten Nachthälfte viel höher am Himmel stehen wird und der Wecker somit nicht mehr um 3:00 Uhr klingen muss. – Christian Preuß