Was Milchstraße, Löwenburg, Philosophie und meine Gänsehaut gemeinsam haben
- Am August 01, 2015
- Von Admin
- In Aktuelles, Beobachtungen
- 0
Nichtsahnend schloss ich mich der Einladung an: ab auf die Löwenburg, ein kleiner Nachtspaziergang durch die Dämmerung und dann ein wenig Sterne gucken. Klingt im ersten Moment harmlos, ein wenig romantisch und in jedem Fall erlebenswert. Nachdem das Auto auf dem Parkplatz stand, wir mit Taschenlampen und Gepäck ausgestiegen sind, die Fahrzeuginnenbeleuchtung erlosch und wir schon fast mitten in der Dunkelheit, der Nacht und im Wald standen, wurde mir für einen kurzen Moment bewusst was nun passieren wird: es wird und es war, ein kleines Abenteuer. Für einen Moment hielt ich uns für verrückt: mitten in der Nacht, in voller Dunkelheit, zwischen Bäumen, Büschen, Baumstämmen, plätschernde Brunnen und Bärensträuchern. Und wir mitten drin.
Foto oben: Ausschnitt aus der Milchstraße mit der Region um das Sternbild Schwan, Aufnahme von der Löwenburg (Siebengebirge) am 26.07.2015 mit einer Canon ESO 700D, (c) C. Preuß
Aussichtsplattform Löwenburg
Wenn nur noch die Taschenlampe den vor mir liegenden Nebel bricht, absolute Stille herrscht und man kleinste Äste unter den Schuhsohlen brechen hört, dann ist man fast oben auf dem Aussichtspunkt der Löwenburg und wird erwartet, von einer freien Fläche, die einen vielversprechenden Blick auf die Milchstraße erlaubt.
Ein wenig Zeit brauchte es, bis der Mond verschwand und sich unser Zielobjekt entfalten konnte, in voller Pracht und Herrlichkeit: die Milchstraße strahlte über unsere Köpfe, wurde erfasst von Objektiven und Ferngläsern und ich wurde stiller und stiller. Meine erste Nacht, in dieser Form. Meine erste bewusste Begegnung mit der Milchstraße und der Stille in der Nacht, völlige Konzentration auf das Universum und die Astronomie.
Ich kann nicht ganz in Worte fassen, was ich denke und fühle – aber wenn ich mir vergegenwärtige, was da über uns passiert – also alleine die Tatsache, dass es sich dabei um Energie handelt, egal in welcher Form – und für mich heißt Energie eben auch Organismus, vielleicht nicht im eigentlichen Sinne – dennoch … verstehst Du vielleicht was ich meine?
Philosophie unter der Milchstraße
Wie Du merkst, werden meine Worte genauso wenig greifbar, wie eigentlich all das, was da oben passiert. Wir glauben, durch Wissenschaft und der Auseinandersetzung mit dieser, im Ansatz zu wissen, was da ist und passiert. Wir maßen uns an, es zu begrenzen, es zu beschreiben, es zu fassen und es zu begreifen … aber weißt Du was? Ich glaube, wir haben noch nicht einmal im Ansatz Wissen darüber, was da eigentlich los ist – dort oben, im Himmel, im unendlichen Himmel-Meer, in welchem unsere Erde schwimmt, schwebt, existiert. Und doch haben wir Ansätze, weit mehr als noch vor einigen Jahren und für unsere Begriffe haben wir eben auch Wissen.
Und das fasziniert mich.
Wir stehen da auf der Löwenburg. Denken an unsere Kamera, an unseren Feldstecher und vielleicht auch an Tiere, die uns ziemlich heftig erschrecken könnten. Und das zeigt mir persönlich dann immer wieder, wie begrenzt wir sind. Die Sterne, unser Universum, … all die Himmelskörper – ich weiß, ich wiederhole mich. Aber all das da oben. Mein Blick in die Luft, in den Himmel, zuletzt meine Blicke auf die Fotos und unsere Ergebnisse: Zeigt mir meine eigene Relativität und die Relativität meines Lebens, meiner Ziele, meiner Sorgen, meiner Gedanken – meines Handelns.
Die Milchstraße, die Astronomie, unser Universum, meine Existenz – hat mich genau in dieser Nacht zu Fragen gebracht und gleichzeitig begeistert. Fasziniert und gepackt. Und seit dem schaue ich doch noch einmal hin, wenn im Zeitungsartikel die NASA auftaucht – seit dem ist diese Abkürzung und viele mehr, nicht mehr bloß leere Luft im bisher gedachten Raum der Science-Fiction-Rubrik unserer Nachrichtenagenturen. Sondern sie ist Realität und genauso wichtig wie die Rubrik Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. – Paul Carduck